Das Wichtigste vorweg: Christoph Maria Herbst kann auch ernst. Wie man die Zeit anhält liest er dem oft tiefgängigen Plot angemessen. Nur selten fühlt man sich an seine Comedy-Rollen erinnert, ganz aus seiner schauspielerischen Haut kann er aber nicht.
Die Story ist keine Zeitreisegeschichte im eigentlichen Sinne. So wie in Die vielen Leben des Harry August ist der Protagonist ein biologischer Sonderling. Tom Hazard altert nur sehr langsam. Etwa ein Jahr in fünfzehn Jahren. In unserer Zeit ist er über 400 Jahre alt und wirkt wie Anfang 40. Tom nimmt uns mit auf die Reise in seine Erinnerungen über die vergangenen Jahrhunderte. Vor allem seine einzige Liebe Rose kann er nicht vergessen. Beide haben eine Tochter, die ebenfalls „anders“ ist, Tom sucht sie verzweifelt. In unserer Gegenwart beginnen die losen Fäden der Geschichte sich zu verbinden. Die „Gesellschaft“, ein von einem der ältesten Andersartigen geleiteter Geheimbund, will die Existenz der Menschen wie Tom weiter verheimlichen. Doch es gibt auch andere Strömungen – und Tom begeht den größten Fehler, den es angeblich gibt. Er verliebt sich in seine Kollegin, eine Normasterbliche.
Wie man die Zeit anhält basiert auf einer soliden Grundidee, die Matt Haig konsequent umsetzt. Historisch kundig und mit viel Gefühl (eventuell etwas zu viel) lässt er Tom berichten, bis es zum Showdown kommt. Christoph Maria Herbst erliegt nur selten der Versuchung „zu spielen“ und das sind auch die schwächsten Stellen des Hörbuchs, das dann unerträglich leise wird.
Der Hörverlag. April 2018. Ungekürztes Hörbuch. 9 Stunden 31 Minuten.