Und da hat er den Leser/Hörer ganz schnell wieder, der Autor Stephan M. Rother. Der zweite Teil der Königschroniken beginnt mit einem Prolog, „einige Jahre zuvor“, schließt also nicht gleich und unmittelbar an das Ende von Ein Reif von Eisen an. Dennoch genügt eine kurze Umschau – schon weiß der Leser/Hörer, dass er zurück ist. Endlich zurück im Kaiserreich der Esche. Und man fühlt sich willkommen. Wieder trifft man faszinierende Charaktere und stößt auf Geheimnisse die ihrer Enthüllung harren.
Sölva, Leyken und ihre Schwester Ildris sind es, zwischen denen sich eine mächtige Verbindung quer durch das Reich spinnt. Sölva, die Tochter des Morwa, dem mit Bronze gekrönten König des Reiches Ord, muss miterleben, wie der Norden in den Krieg taumelt. Es droht der Kampf der Generationen. Ein entfesselter Fluch, alt wie die Zeit selbst, heizt den Konflikt an. Dabei ist es Ildris, die rätselhafte Frau aus dem Süden, die den greisen, kranken Morwa bislang am Leben gehalten hat, und die nach einer schweren Verletzung einen geheimnisvollen Kontakt zu Sölva hat. Magie und Liebe bestimmen Sölvas weiteren Weg, der mit dem Schicksal der Welt verknüpft scheint.
Während das Reich in Aufruhr ist, sorgt sich Leyken weiter um ihre Schwester Ildris. Als Gefangene in der Rabenstadt erkundet sie das Geheimnis der Esche und des letzten Kaisers. Von Aristos dem Seneschall der Rabenstadt und dem Höfling Zenon erfährt sie das bestürzende Mysterium um die Nachfolge des Kaisers. Und so kommt dem Schicksal ihrer verschwundenen Schwester plötzlich eine ganz neue Bedeutung zu …
Sprachlich wieder auf dem hohen Niveau von Band eins, macht Ein Reif von Bronze ab dem ersten Kapitel richtig Freude. Sprecher Volker Niederfahrenhorst ist eine Bank! Besonders im letzten Drittel des Buches, entwirren sich die Fäden der einzelnen Handlungsstränge. Gebannt steht man vor den Enthüllungen und fragt sich, wie der weitere Gang der Geschichte sein wird. Ebenso wie der junge Pol, ehemals Dieb, nun vermeintlich ein Auserwählter, seine Rolle erfüllen kann. Doch bis dahin muss man ein wenig warten. Der dritte Teil, Ein Reif von Silber und Gold, ist für den November 2018 angekündigt.
Was für Ein Reif von Bronze und die Königschroniken insgesamt etwas schade ist, ist die Sichtbarkeit des Werkes im Buchhandel und in digitalen Medien. Die Königschroniken sind Rowohlts Einstieg in das Fantasy-Genre. Eigentlich hätte man erwartet, dass diese öffentlichkeitswirksam und (auch) an die große Gemeinde der deutschen Fantasy-Leser herangetragen werden. Schließlich wandelt man auf den Spuren von GOT und die Königschroniken haben das Potenzial eines ernstzunehmenden Mitbewerbers der beliebten Buch- und Filmserie. So hätte man sich, neben der Leserunde auf Loevely Books und der Live-Lesung des Autors dort, zum Verkaufsstart von Ein Reif von Bronze Aktionen rund um die LBM18 und nahe an den Fantasy-Fans vorstellen können. PR-Aktionen in großen Medien, wie sie jetzt gerade wieder stattfinden, helfen sicher, erreichen aber das Fantasy-Publikum wohl eher schwer. Aber wer weiß, vielleicht überrascht Rowohlt ja noch mit einem neuen Konzept zum Abschlussband der Königschroniken.
Audible. April 2018. Ungekürzte Lesung. 10 Std. 57 Min.