„Mein Gott Alter, trenn dich bloß von deinem Co-Autor.“, möchte man Mike Krüger zurufen. Mit diesem Hörbuch-Text hast du dir keinen Gefallen getan. Und deinen Fans schon gar nicht. Die könnten sich ein bisschen wundern. Der nette Kumpeltyp „Mike“ zeigt sich anlässlich seines 40. Bühnenjubiläums oft von unsympathischen Seiten.
So gut wie alles, was Mike Krüger anfasste, wird „super“, wird „toll“ oder einfach ein Riesen-Erfolg. Ganz egal ob das seine ersten Hits sind oder jeder Fernsehauftritt (ob klein oder groß) den Mike Krüger jemals absolviert hat. Und die ganzen Fernseh-Shows, die er moderiert hat – unvergesslich, oder? Nur, welche waren das denn noch mal? Erinnert sich wirklich noch jemand an „Vier gegen Willy?“ Egal, bei Mike Krüger ist alles ist in der Regel ein großer „Spaß“ und er selbst einer der ganz, ganz Großen der deutschen Unterhaltung. Das ist zum Teil natürlich richtig. Doch es gibt verschiedene Lesearten der Wahrheit.
Seine Filme mit Gottschalk waren sicher erfolgreich, doch unter den Top-Hits im deutschen Kino ist ein Mike Krüger eben nicht zu finden. Dafür aber Otto und Bully Herbig.
Das Album „Mein Gott Walther“ war 1975 mehrere Wochen auf Platz 1. „Der Nippel“ 5 Wochen Nummer 1 der deutschen Single-Charts 1980. Mike Krüger selbst gern gesehener Teil von Jux-Sendungen wie „7 Tage 7 Köpfe“.
Das ist verdienstvoll, bewundernswert und nur schwer zu schaffen. Hut ab!
Aber muss man deswegen jeden Auftritt vor ein paar hundert Leuten zum unvergesslichen Erlebnis a´la Woodstock hochstilisieren? Muss man sich selbst eine Riesen-Rolle in der deutschen Unterhaltung zuschreiben, statt sie von anderen zugesprochen zu bekommen? Muss man sich auch noch alle Werbekampagnen, bei denen man mitwirken durfte, auf die eigene Nase, äh, Fahne schreiben? (Was sagen eigentlich die beteiligten Agenturen dazu?) Und muss man bei einem Freund wie Thomas Gottschalk kleinlich nachtreten, der, ganz Medienprofi, einen Mike Krüger-Song bei „Wetten dass?“ für die eigene Popularität zu nutzen wusste? Zumal es sicher kein Zufall ist, dass Mike Krügers Biographie kurz nach Gottschalks „Herbstblond“ erschien. Wenn die eine Supernase zurückblickt, dann die andere doch gleich mit!
Was die „Kultfigur mit gutem Riecher und großem Herz“ (Klappentext) dann auch noch dazu bringt, über den Mauerfall und den 11. September zu sinnieren … ach so, na klar, vermutlich der Co-Autor.
Die wenigen interessanten Momente des Hörbuchs, in denen Mike Krüger Einblicke in sein Gefühlsleben gibt (Kindheit), Hintergründe der Show-Branche erklärt oder amüsant von Zech-Touren mit Super-Stars wie Ron Wood berichtet, verschwinden leider angesichts einer ganz eigenen, irgendwie beleidigt wirkenden Mike Krüger-Geschichte der letzten 40 Jahre …
Dazu kommt noch die unsägliche Art des Vorlesens. Unpointiert ohne jede authentische Modulation. Da wird einfach jeder Satz wie der andere runter geleiert. Richtig schlimm wird es, wenn Mike Krüger sich über seine eigenen Witze kaputt lachen muss. Fremdschäm-Feeling garantiert, leider. Als Hörbuch daher nur für hartgesottene Mike Krüger Fans zu empfehlen.
audio media. Autorenlesung. 6 CDs. 440 Minuten.