Hiobs Brüder. Von Rebecca Gablé.


 

Wieder einmal befinden wir uns im England des 12. Jahrhunderts. Die Zeit des Bürgerkriegs bietet ein hervorragendes Tableau für Geschichten um Kampf, Liebe, Tod – und – wie in diesem Falle – Wahnsinn. Losian wird einer der seltsamen Gefangenen der verfallenen Inselfestung vor der Küste Yorkshires genannt. Er hat „nur“ sein Gedächtnis verloren, während seine Kameraden an geistigen oder körperlichen Gebrechen leiden oder gefährliche Verbrecher sind. Allesamt will man sie vor der Öffentlichkeit verbergen, da sie nicht nach dem Ebenbild Gottes erschaffen wurden. Da eröffnet ein Zufall Losian und seinen Gefährten, unter anderem dem fallsüchtigen Simon, dem sich für einen Märtyererkönig haltenden Edmund, den siamesischen Zwillingen Godric und Wulfric und dem Mörder Regy, den Weg in die Freiheit. Der seltsame Trupp erlebt im von Wirren gezeichneten England allerhand Abenteuer. Und die fangen erst richtig an, als sie Losians Heimat erreichen und die Erinnerung an seine tatsächliche Identität langsam zurückkehrt. Losian muss sich einem Mann stellen, der er nicht mehr sein will. Und er lehnt es ab, die Rolle zu spielen, die (wieder) von ihm erwartet wird. Was wird er tun? Entscheidet er sich für die Liebe und damit gegen die Kirche und ein standesgemäßes Leben?  Und wie sind er und seine Gefährten in den tobenden Kampf um den englischen Thron verwickelt?

Rebecca Gablé entführt den Hörer in ein hochmittelalterliches Abenteuer-Szenario mit psychologischem Tiefgang. Der (fiktive) Alan of  Helmsby war einst ein grausamer Krieger, sucht aber nach seinem Gedächtnisverlust einen neuen Sinn in seinem Leben.  Ähnliche Anti-Helden prägen die weitere Erzählung, in der die Protagonisten nicht nur das harte mittelalterliche Leben sondern auch psychologische Hürden zu überwinden haben. Das ist ein sehr reizvolles und fruchtbares Wechselspiel. Interessant auch die Thematisierung von menschlicher Gebrechlichkeit und der Umgang damit im Mittelalter. Abgerundet wird dieser abwechslungsreiche und spannende Mix durch die deutsche Stimme von George Clooney. Detlef Biersted liest gewohnt souverän und packend.

Lübbe Audio, Bearbeitete und inszenierte Fassung, 12 CDs, 880 Minuten

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