Die Unterschiede könnten größer nicht sein: Ein afroamerikanischer, männlicher Jugendlicher, der eine öffentliche Schule besucht, trifft auf einen behütet aufgewachsenen weißen Jungen, der auf eine Privatschule geht und sich selbst als agender bezeichnet. Zündstoff genug in dieser wahren Geschichte – obwohl die beiden sich nicht kennen und im öffentlichen Raum zufällig aufeinander treffen.
Bus 57 erzählt parallel die Geschichten von Richard und Sasha. Wie sind die beiden groß geworden, welche sozialen Umfelder haben sie? Und welche prägenden Erlebnisse gibt es, die dazu führen, dass Richard Täter und Sasha sein Opfer wird? Was sind die psychischen und sozialen Folgen für die beiden und ihre Familien und Freunde?
Slater zeichnet in ihrer Dokumentation das Bild einer US-Gesellschaft im Umbruch. Aus den Fehlern in den Justiz- und Strafvollzugssystemen der letzten Jahrzehnte hat das Land gelernt – so die Aussage von Bus 57. Ebenso ist der Umgang Vieler mit Menschen, die sich unsicher über ihr eigenes Geschlecht sind, beziehungsweise neue Sichtweisen und Begrifflichkeiten fordern, toleranter geworden. Schon deswegen ein sehr hörenswertes Buch, das interessante sprachliche Entwicklungen aufzeigt und umsetzt. Angenehm zurückhaltend liest der Top-Sprecher Hans Jürgen Stockerl.
Audible Studios 2019. 6 Stunden und 39 Minuten.