Die Künstliche Intelligenz ist längst unter uns. Sie hat Namen wie Siri, Google Now, Cortana, Amazon Echo/Alexa oder S Voice. Und sie arbeitet mit Stimmen. So liest uns die KI den Wetterbericht oder Google Suchergebnisse genauso vor, wie längere Texte. Schon wird das eBook zum Hörbuch, allerdings darf etwa Alexa lediglich zugelassene Kindle eBooks vorlesen.
Text-to-Speech-Lösungen sind schon eine Weile am Markt, in den Stores warten zahlreiche Apps. Da liegt es nahe, zu testen, ob eine App den Hörbuchsprecher ersetzen kann.
Im Rahmen eines Experiments wurde zunächst die App Voice Aloud Reader 15.1.5 aus dem Google Store auf ein Android Handy geladen. Die App kann verschiedene Formate, wie .doc oder .pdf verarbeiten. Über die Funktion „öffnen mit“ kann man ein Dokument auf dem Handy direkt in der App vorlesen lassen. (Woran es liegt, dass die App manche Dokumente annimmt und andere nicht, obwohl sie dasselbe Dateiformat haben, war nicht festzustellen.).
Ein Buch zu finden war nicht ganz so einfach, da es in einem entsprechenden Dateiformat vorliegen musste. Ein unveröffentlichter Roman in der Betaversion war die Lösung. Konkret: Ein neuer Roman des Autors Jens van der Kreet, (über dessen Inhalt hier leider nicht berichtet werden kann, der aber sehr gut gefallen hat.). Die Word-Datei aufs Handy laden, mit dem Aloud Reader öffnen und schon ging es los.
Das Überraschende: Der Roman war komplett durchhörbar obwohl man natürlich merkte, dass eine künstliche, weibliche Stimme sprach. Gefühlt wurden 99% der Worte richtig ausgesprochen, auch englische. Schwer tat sich die App mit Wörtern in Großbuchstaben , diese wurden einzeln vorgelesen. Bei der Betonung der Sätze fiel auf, dass tatsächlich eine Art Modulation erzeugt wurde, ein Sprachrhythmus, der an eine normale Stimme erinnerte. Das klang ganz angenehm, bisweilen musste man allerdings schmunzeln, wenn doch ein Wort „ungewöhnlich“ ausgesprochen wurde oder die künstliche Stimme nach oben ging statt nach unten. Spannend fand ich, dass der Text während des Vorlesens auf dem Display mit Farbe unterlegt wird. So kann man theoretisch mitlesen und sieht, welche Stelle gerade gesprochen wird. Die Geschwindigkeit der Stimme ist einstellbar.
Insgesamt ein recht gutes Hörerlebnis, dass es Sehbehinderten, Blinden aber zum Beispiel auch Autofahrern ermöglicht, längere Texte in guter Hörqualität zu verfolgen. Einen echten Sprecher, der seine Sache gut macht, kann zumindest die getestete App nicht ersetzen. Hörbuchsprecher, bitte bleibt uns noch lange erhalten!