Passagier 23. Sebastian Fitzek.


Es gibt wenige gute deutsche Thriller-Autoren. Mit „Passagier 23“ stellt sich bei Sebastian Fitzek einmal mehr die Frage, ob er dazu gehört. Dabei ist sein Thema aktuell: Kreuzfahrten, die bekanntlich seit Jahren boomen. Fitzek kann mit beeindruckenden Zahlen über die Branche und ihre Flagschiffe aufwarten. Ist „Passagier 23“ in Wahrheit listiges Content-Marketing für TUI, Royale Caribbean und Co?

Natürlich nicht. Es geht um Selbstmorde auf hoher See. Klingt ja auch einfach: mal schnell von der Rehling springen und alles ist vorbei – eine sichere Sache für Lebensmüde. Dazu serviert Fitzek eine hochinteressante Verschwörungstheorie, nach der die gesamte Kreuzfahrtindustrie unter einer Decke steckt, um mit vermeintlichen Freitoden Geschäfte zu machen. Dumm nur, dass Fitzek jetzt Martin Schwartz ins Rennen schickt. Der Polizeipsychologe hat vor fünf Jahren Frau und Kind während einer Reise auf der Sultan of the Seas verloren. Seitdem kämpft er mit Depressionen und glänzt im Dienst als „Mann ohne Angst“. Durch den Anruf einer mysteriösen Greisin aufgeschreckt, begibt er sich wieder auf die Sultan of the Seas und beginnt zu ermitteln. Wie nicht anders zu erwarten entdeckt er Schreckliches – zuletzt sogar, die Wahrheit über das Verschwinden von Frau und Sohn. Und natürlich will Schwartz Genugtuung!

Fitzek garniert seine sowieso schon extrem weit her geholte Erzählung mit den heutzutage thriller-üblichen Schockern: Vergewaltigung, Kindesmissbrauch, Folter, Mord, Geisteskrankheiten. Und das wollen die Leute anscheinend hören, dafür spricht Fitzeks Erfolg. Die Hörbuchversion allerdings wirkt recht verworren. Zu viele ähnliche Geschichten und zu viele Frauen-Namen, man verliert schnell den Anschluss. Gut, dass Simon Jäger liest! „Der wird schon was Ordentliches erzählen“, denkt man sich und hört tapfer bis zum Ende weiter.

Lübbe Audio, 2014. Bearbeitete Fassung. 299 Minuten.

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